Szenen und Spuren eines Falls
Katalog zur Ausstellung Szenen und Spuren eines Falls im Max-Liebermann-Haus, Berlin.
Kurator: Matthias Harder, Nicolaische Verlagsbuchhandlung, 2009

Berliner Morgenpost 05.10.09:

Erst 20 Jahre liegt einer der bedeutendsten Momente unserer Geschichte zurück, doch manches scheint längst anachronistisch. Dazu zählen sicher auch die Bilder aus der Serie “Wendezeit” von Wolfgang Bellwinkel, Jahrgang 1959. Er widmet sich gewissermaßen den skurrilen Momenten der Vereinigung. Dort sehen wir, wie im Frühjahr 1990 ostdeutsche Grenzer in Thüringen auf dem Land DDR-“Ausflügler” durch ein Maschendrahtzaun-Tor passieren lassen. Etwas unbeholfen stehen sie da ob der neuen Freiheit, so, als würden sie eine Scheune öffnen und keine ehemalige Grenze, die von Todesschützen bewacht war. Abends schließen sie den Übergang mit einem simplen Vorhängeschloss. Das ist so banal wie zynisch, je nach Sichtweise. Und der leere Wachposten aus Holz wirkt nun wie ein idyllisches Gartenhäuschen für das Datschengrundstück in Pankow.