Arles, mon amour
2015 besuchte ich das Foto Festival in Arles. Mein Hotel befand sich in der Nähe einer Autobahnauffahrt, am Rand eines Gewerbegebiets, ca. 3 km vom Stadtzentrum entfernt.
Es gab hier und da wild wachsende, blühende Hecken in rot und pink und der Himmel war sehr blau. Dennoch erschien mir die Gegend, mit ihren in die Landschaft gestampften Billigläden, Baumärkten, Auto- und Reifenhändlern, Aldi’s, Tankstellen, Fastfood Läden und erstaunlicherweise einigen Restaurants, als verwahrlost, als ein das Auge beleidigender Auswuchs einer profitorientierten Wirtschaft.
All seine Hässlichkeit, der überall verstreute Müll und die simplen, nur auf Zweckmässigkeit ausgelegten Gebäude, standen in einem eigenartigen Kontrast zu dem tiefblauen Himmel und dem gleissenden Licht, das über Jahrhunderte immer wieder Künstler nach Arles gelockt hat.
Nach 2015 habe ich fast jedes Jahr das Festival besucht. Zwar habe ich nicht mehr in der gleichen Gegend gewohnt, ich habe mir aber regelmäßig einen Vormittag genommen und dort fotografiert.
Es hat sich in den Jahren wenig verändert. Ein paar Läden sind verschwunden, andere sind hinzugekommen, manchmal gibt es eine frisch gestrichene Fassade. Einmal habe ich Plastiktüten fotografiert, die sich in einem Busch verfangen hatten. Jahre später hingen, gebleicht von der Sonne, noch immer ein paar Fetzen davon, in den Ästen. Müll gibt es auch noch reichlich und das Licht ist noch immer grell und der Himmel sehr blau.
Die Bilder der Arbeit vermitteln einen Gegenpol zu der konservierten Ästhetik und Perfektion des Zentrums von Arles, sie zeigen in welcher Welt wir tatsächlich leben und wie wir mit ihr umgehen.

60 Seiten, 39 Abbildungen‚
Coverdesign: Sebastian Bissinger, BANKTM, Berlin
Verlag: KRAUTin, Berlin
ISBN: 978-3-96703-100-3