
Interventions ist eine fotografische Werkreihe, in der ich zentrale Phänomene der Gegenwart verhandle: politische Gewalt, transnationale gesellschaftliche und ökologische Krisen sowie deren mediale Repräsentation.
Ausgehend von analogen Inszenierungen entwickle ich Szenarien, die sich der Ästhetik dokumentarischer Fotografie annähern, jedoch nicht im klassischen Sinne dokumentarisch funktionieren, sondern als abstrahierte Prototypen globaler gesellschaftlicher Realitäten und Krisen gelesen werden können.
Die Fotografien verweisen durchaus auf reale Ereignisse, ohne diese jedoch zu rekonstruieren. Angestrebt wird eine visuelle Verdichtung – eine Blaupause, die über das Konkrete hinaus auf strukturelle Zusammenhänge verweist.
Die Methode der Inszenierung erlaubt es mir, den Bildaufbau und das Narrativ gezielt zu gestalten. Die dargestellten Szenen sind nicht an konkrete Orte oder Akteur*innen gebunden und entziehen sich dadurch den Mechanismen selektiver Aufmerksamkeit. Stattdessen eröffnen sie einen assoziativen Bedeutungsraum, in dem universalisierbare Fragestellungen verhandelt werden.
Ein zentrales Anliegen der Arbeit ist auch die Reflexion über die Konstruktion des Bildes selbst sowie die Infragestellung seiner vermeintlichen Glaubhaftigkeit. Die Fotografien fordern die Betrachter*innen dazu auf, ihre eigene Wahrnehmung zu überprüfen und sich mit Fragen nach Authentizität, Objektivität und der Verantwortung bildgebender Verfahren auseinanderzusetzen.
Jedes Bild trägt als Titel das Aufnahmedatum – ein Verweis, der bewusst eine dokumentarische Lesart suggeriert. Tatsächlich haben die dargestellten Szenen stattgefunden – jedoch nicht als Folge gesellschaftlicher Prozesse oder historischer Ereignisse, sondern als künstlerisch inszenierte Interventionen im öffentlichen Raum. Für zufällig Anwesende wirkten diese Inszenierungen real: die Hütte auf dem Feld brannte, ein vermeintlicher Gefangener wurde sichtbar durch eine Straße geführt…
In einer Zeit, in der mittels KI beliebig neue Bildwelten erzeugt werden, gewinnt der Entstehungsprozess für mich an Relevanz – ebenso wie die Frage, was wir als „wirklich“ wahrnehmen und welche Ambivalenzen daraus entstehen.
Das Projekt ist prozessual angelegt und entsteht über mehrere Jahre hinweg. Die Fertigstellung ist für 2026 geplant.